Bienen in der Stadt
Selfmade Imker – Bienenhaltung in der Stadt. Ein Bericht aus Berlin
Weltweit ist das Bienensterben eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Nicht nur Krankheiten sind daran schuld, sondern auch die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird, denn Monokultur und Pestizideinsatz verursachen hohe Verlustraten von Bienenvölkern. Auch der Klimawandel trägt einen Teil dazu bei.
Die fleißige Honigbiene bestäubt ca. 80% unserer heimischen Nutz-und Wildpflanzen. Zusammen mit anderen bestäubenden Insekten, wie beispielsweise der Hummel, stemmt sie somit weltweit einen ökonomischen Nutzen von etwa 153 Milliarden Euro – das haben Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Agrarforschung (INRA) aus Frankreich sowie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) 2008 erstmals berechnet. 10 % des Gesamtwertes der Nahrungsmittelproduktion verdanken wir also den kleinen Tierchen.
Die Biene hat in den letzten Jahren einen großen Imagewandel durchgemacht. Sie hat ihr „olles“ Gewand abgestreift und erstrahlt in neuem Glanz. Imkern ist sexy geworden, nicht mehr nur bloß „Altmännerhobby“ und geht Hand in Hand mit dem Motto „weg von Völlerei, hin zu nachhaltigem Konsum!“.
Aber wie ist das überhaupt möglich, Bienen in der Stadt zu halten?
Vorweg muss gesagt werden, dass durch zunehmende Monokultur und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft die Nahrungspalette der Biene auf dem Land verarmt. Im städtischen Raum hingegen findet sich ein großes Spektrum an unterschiedlichen Pflanzen in Parkanlagen, Gärten, Alleen und sogar auf Verkehrsinseln, sodass die Stadt ein Paradies für hungrige Bienen darstellt.
Gut zu wissen:
Luftverschmutzung und Schadstoffbelastung im Stadtraum beeinträchtigen nicht die Qualität des Honigs. Zum einen filtern Bienen Schadstoffe aus dem Nektar in den Bienenkörper bzw. in den Waben (Ventilfilter Honigblase), was Teil der Überlebenstrategie des Bienenvolkes ist. Zum andern sammeln die Bienen Pollen aus frischen Blüten, die kaum durch Schadstoffe verschmutzt sind.
Und wie funktioniert das Ganze?
Der Selfmade-Imker pflegt seine Bienen beispielsweise am Balkon oder auf dem Dach. Möglich ist das mithilfe einer „Bienenbox“, die man wie einen Blumenkasten an die Balkonbrüstung hängt oder auf dem Dach aufstellt. Sie ist circa 1 m hoch und weniger als halb so breit und tief.
Zunächst sollten Nachbarn und Hausverwaltung über das Vorhaben informiert werden. Eventuell muss mit ein wenig Überzeugung erklärt werden, dass die Biene im Gegensatz zur oftmals lästigen Wespe nur sticht, wenn sie sich eindeutig bedroht fühlt und somit ein sehr friedfertiges Tier ist. Da unter artgerechten Gesichtspunkten geimkert wird, geht es in erster Linie darum, ein Zuhause für Bienen zu schaffen und nicht um den maximalen Honigertrag. Deswegen überwintern die Bienen auf ihrem eigenen Honig ohne Zufütterung. Jährlich können somit im Durchschnitt 15kg Honig geerntet werden.
Wichtig…
…ist, dass sich jeder, der Bienenhaltung ernsthaft in Erwägung zieht, gründlich mit der Thematik auseinander setzt. Ein bewusstes Überdenken, wie viel Zeit und Verantwortung man für die Tiere aufzubringen kann, ist unabdingbar. Der effektive Zeitaufwand für die Betreuung eines Bienenvolkes liegt zwar nur bei ca. 20 Stunden im Jahr, trotzdem sind die Bienen vor allem zu bestimmten Zeiten auf eine gewisse Fürsorge angewiesen. Ratsam sind der Besuch eines Kurses sowie der Informationsaustausch und die Verknüpfung mit anderen Imkern. Zahlreiche Vereine, Initiativen in der Stadt sowie Orte, an denen Bienen leben und „betreut“ werden, stehen hierbei als Ankaufspunkt zur Verfügung.
Einfach loslegen
Um mit dem Imkern loslegen zu können, sind einige Anschaffungen notwendig. Darunter fällt zunächst eine Bienenbox, aber auch ein Equipment, wie z.B. ein Schleier und natürlich der Schwarm. Die Kosten könnten sich auf circa 400 Euro belaufen. Über das Jahr hinweg ergeben sich Zusatzkosten von ungefähr 20 Euro.
Es wäre schön, wenn mehr Städter eine Begeisterung für die Biene entwickeln und mithelfen, ihnen möglichst vielfältige Lebensräume bereitzustellen. Wichtig ist es, sich der Abhängigkeit von funktionierenden Ökosystemen bewusst zu sein und die (Stadt-)Natur aktiv wahrzunehmen!
Weiter Informationen unter
http://www.bienenbox.de
http://www.stadtbienen.org
http://www.deutschland-summt.de
Ein Beitrag von Julia Weidenweber
Category: Aktuelles, Urban Gardening